Gnadenhof für Papageien und andere Vögel

 

Voraussetzungen zur Zucht und artgerechte Haltung...

Selbstverständlich liegt eine gültige und amtliche Zuchtgenehmigung für Sittiche und Papageien des örtlich zuständigen Kreisveterinäramtes (Kreisverwaltung Euskirchen) vor.

 

Die Empfehlungen aus dem Gutachten der Sachverständigengruppe über die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien (10.01.1995) des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz werden bei der Haltung der Tiere umgesetzt. In der Regel sind unsere Volieren sogar deutlich größer als dort empfohlen.

 

Darüber hinaus haben wir im Laufe der Jahre eigene Mindeststandards entwickelt, die über die Empfehlungen des o.g. Gutachtens und die zum Teil suboptimalen Haltungsbedingungen und dem Profit geschuldeten Verkaufspraktiken vieler Zoohandlungen und kommerzieller Züchter hinaus gehen.

 

 

Tierkauf ist Vertrauenssache!

 

Wenn Sie diese Einstellung gut finden und unsere Mindeststandards Ihre Zustimmung finden, würden wir uns freuen, wenn Sie Ihre Vögel zukünftig aus unserer Hobbyzucht erwerben würden!

 

 

Unsere Mindeststandards

 

1. Wir geben keine Jungtiere ab, die als Überraschungsgeschenk vorgesehen sind!
Lebende Tiere sind als Geschenke ungeeignet, wenn der zukünftige Besitzer und/oder die Eltern damit überrascht werden sollen. Insoweit stehen wir dem sog. Weihnachtsgeschäft sehr skeptisch gegenüber.

 

2. Wir geben unsere Jungtiere nur ausgefärbt und futterfest ab!
Die Tiere werden auch noch später zahm, wenn man sich die Zeit nimmt, die dafür erforderlich ist. Im Übrigen sollte man sich grundsätzlich bewusst machen, dass der Lebenszweck eines Vogels nicht darin liegt, seinem Halter das Kuscheltier zu ersetzen.

 

3. Wir führen keine Handaufzuchten aus kommerziellen Gründen durch!

Handzahme Vögel erzielen bei Privatleuten regelmäßig höhere Preise als Naturbruten. Dem Kunden wird suggeriert, einen besonders lieben und verschmusten Vogel zu erhalten, den er nicht mehr zähmen muss. Um einen solchen Vogel zu bekommen, nehmen die "Züchter"  die Jungtiere noch im Nestlingsalter den Eltern weg und füttern sie mit der Hand. In der Zwischenzeit beginnen die Eltern mit einem weiteren Gelege und werden zu Eier legenden Maschinen degradiert. Die Babies werden durch die Handfütterung auf den Menschen fehlgeprägt. Das gilt auch dann, wenn Geschwister gemeinsam aufgezogen werden, da die Prägung im Wesentlichen durch die Elterntiere erfolgt und nicht durch die Nestgeschwister. Solche Vögel sind später in der Regel unfähig zur Sozialisation mit Artgenossen und stattdessen auf den Menschen fixiert. Wenn ein solcher Vogel geschlechtsreif wird, sucht er sich aus "seinem Schwarm" einen (gewöhnlich gegengeschlechtlichen) Menschen als Partner aus und balzt ihn an. "Nebenbuhler" (beispielsweise der Ehemann der Halterin) werden ab diesem Zeitpunkt aggressiv weggebissen. Da der Vogel aufgrund seiner Fehlprägung seine natürliche Sexualiät nicht leben kann, wird er frustriert. Dadurch steigert sich die Aggressivität kontinuierlich sowohl gegen seine Halter als auch gegen andere Vögel. Gleichzeitig beginnt er sich beispielsweise zu rupfen, sitzt apathisch im Käfig, wird zu einem krankhaften Schreier oder entwickelt andere Verhaltensstörungen. Das ist dann die übliche Zeit, in der der Vogel gewöhnlich von seinem hoffnungslos überforderten Halter wieder abgegeben wird. Das Geld erhält dieser natürlich nicht zurück. Die Tierheime, Auffangstationen und Internetbörsen sind voll von solchen Vögeln. Die einzigen Profiteure dieser Vergewaltigung der Natur sind gewissenlose Vermehrer. Das vorgenannte Gutachten stellt im Übrigen unmissverständlich klar, dass Handaufzuchten nur zulässig sind, wenn die Eltern nicht füttern. Das ist in unserer mehr als 30jährigen Zuchterfahrung quer durch alle Arten exakt einmal vorgekommen und war vermutlich sogar selbstverschuldet, weil die Henne wohl zu jung war und ihr die nötige Erfahrung gefehlt hat. Bei der Masse an angebotenen Handaufzuchten kann es sich daher nur um billige, aber durchschaubare  Ausreden der Verkäufer handeln, um das eigene Tun zu rechtfertigen.

 

4. Wir führen keine Aufzuchten durch artfremde Ammen aus kommerziellen Gründen durch!

Manche Vermehrer legen zum Beispiel die Gelege von Gouldamadinen oder anderen Prachtfinken japanischen Mövchen unter, um die Eltern dazu zu bringen, noch mehr Eier zu legen, die dann auch wieder japanischen Mövchen untergelegt werden. Deren eigene Gelege werden zerstört bzw. die Jungtiere getötet. Bei Sittichen werden oftmals Singsittiche als Ammenvögel missbraucht. Der Unterschied zu Handaufzuchten besteht darin, dass die Babies nicht auf den Menschen fehlgeprägt werden, sondern stattdessen auf die artfremden Ammenvögel. Die negativen Begleiterscheinungen sind ähnlich. Solche Gouldamadinen erkennen andere Gouldamadinen nicht als Artgenossen an und sind für die Zucht und Arterhaltung unbrauchbar.

 

5. Wir unterstützen keine Einzelhaltung!
Kein Vogel ist gerne allein. Die meisten Vögel und alle hier vorgestellten Arten sind sehr soziale Tiere. Unsere Vögel werden daher ausnahmslos zusammen mit mindestens einem Artgenossen gehalten, vorzugsweise als gegengeschlechtliches Paar, die meisten sogar in der Gruppe oder im Schwarm. Schwarmvögel und Koloniebrüter werden auch im Schwarm gehalten und können sich ihre Partner frei wählen. Damit keine Inzucht entsteht, sind die Hähne und Hennen in einer Voliere nicht miteinander verwandt. Eine Abgabe erfolgt mindestens zu zweit oder einzeln zu bereits vorhandenen Artgenossen.

 

 Wellensittiche in Nord-Australien,                             Copyright: Thomas Arndt, Arndt-Verlag, Bretten
 soviel zur Einzelhaltung....

  

 

6. Wir verwenden keine chemischen Futterzusätze zur Ausfärbung (z.B. rote Kanarien)!
Aufgrund der zu erwartenden Leber- und Nierenschäden haben die Vögel eine deutlich verminderte Lebenserwartung. Außerdem verlieren sie in der nächsten Mauser ihre intensive Farbe.

 

7. Wir nehmen nicht an Vogelbörsen, Wochenmärkten  und Ausstellungen teil!
Es entspricht unseres Erachtens nicht mehr dem heutigen Zeitgeist, Ziervögel lediglich zur Auszeichnung ihrer Halter oder aus kommerziellen Gründen unnötigem Stress auszusetzen. Die dort erhöhte Gefahr der Übertragung von Krankheiten und Parasiten aufgrund der hohen Vogeldichte sowie den extremen Stress in den winzigen Verkaufs- bzw. Ausstellungskäfigen zuzüglich ggf. langer Transportwege und oft auch noch Schaulustige oder Käufer, die sich an den Käfigen die Nasen platt drücken, wollen wir jedenfalls unseren Vögeln nicht zumuten.

 

8. Wir verkaufen keine Vögel an Großhändler oder Zoohandlungen!

Die Bedingungen, die auf Vogelbörsen vorherrschen, finden sich leider auch in vielen Zoohandlungen. Erfreulicherweise haben einige seriöse Zoohandlungen inzwischen erkannt, dass die Präsentation insbesonderer lebender Vögel im Geschäft unter den Gesichtspunkten artgerechter Haltung regelmäßig unmöglich ist und verzichten konsequenterweise darauf, Vögel als "Lockvögel" zu missbrauchen.

 

9. Unsere Vögel befinden sich in begehbaren Flugvolieren!
Vögel wollen fliegen! Die Farbenpracht vieler Vögel lässt sich oftmals nur im Flug bewundern, wenn die Federn gespreizt sind. Lediglich bei Aggressivität, Krankheit oder temporärer Unverträglichkeit während der Fortpflanzungsperiode kommen kurzfristig nicht begehbare Käfiglösungen (z.B. Rollvolieren) zum Einsatz. Doch auch diese erfüllen selbstverständlich immer noch die Anforderungen des oben genannten Sachverständigengutachtens.

  

10. Wir züchten nur Vögel, die zur Haltung in privater Hand geeignet sind!
Dabei berücksichtigen wir die jeweilige Größe der Vogelart, ihre Ansprüche an das Beschäftigungsangebot, Flugraum und Nahrung sowie die durchschnittliche Lebenserwartung.

 

11. Wir setzen zum Wohl unserer Vögel moderne Technik ein!
Dazu gehören beheizbare Volieren, Wärmeplatten oder Wärmestrahler, Luftreiniger und Glühbirnen bzw. Neonröhren mit einem auf die Bedürfnisse der Vögel abgestimmtem Lichtspektrum.
Die meisten unserer Vögel stammen aus den Tropen, für die tiefer Dauerfrost Tierquälerei wäre.
Federstaub lässt sich nur mit speziellen Geräten aus der Luft filtern. Im Übermaß und in Innenräumen oder bei Überempfindlichkeit kann er gesundheitsschädlich für Mensch und Tier sein.
Vögel nehmen ein größeres Lichtspektrum wahr als Menschen. In Innenräumen muss dieses künstlich erzeugt werden, damit die Vögel beispielsweise das gegenseitige Geschlecht erkennen können. Normale Glühbirnen oder LEDs sind dafür ungeeignet.

 

12. Als Futtermittel setzen wir nur Markenware und Obst aus Bio-Anbau ein!
Man ist, was man isst. Das gilt auch für Vögel. Die Schadstoffe, die beispielsweise in Äpfeln aus konventionellem Anbau enthalten sind, haben bei uns schon zu Todesfällen bei Kanarienbabies geführt.

 

13. Wir geben keine Vögel an Raucherhaushalte ab!
Nikotin und Ruß sind nicht nur für Menschen gesundheitsschädlich. Allerdings unterliegt die eigene Vergiftung des Menschen dessen eigenem Willen. Vögel im Käfig können sich dem nicht entziehen, sondern sind den Gewohnheiten ihres Halters wehrlos ausgeliefert. Passiv Rauchen führt bei Vögeln aufgrund der geringen Körpermasse noch sehr viel schneller zu Gesundheitsschäden als beim Menschen.

 

14. Wir geben keine Vögel an Haushalte ab, die auch Katzen halten!
Kürzlich wurden wir von drei unterschiedlichen Vogelhaltern zum Teil unter Tränen angerufen, die Katze habe mindestens einen der Vögel getötet. Im ersten Fall konnte die Halterin das gar nicht verstehen, die Katze habe die Vögel jahrelang als Familienmitglieder betrachtet. Eine Familie beklagte, die Katze sei versehentlich in das Zimmer gelangt, in dem auch der Käfig gestanden hätte, den sie umgeworfen habe, um an die Vögel zu kommen. Der dritte Halter berichtete, der Vogel sei während des Freifluges in seinem Beisein von der Katze getötet worden.

Alle Ausreden haben eines gemeinsam: Das völlige Unverständnis des jeweiligen Halters für das Wesen und die Natur der in seiner Obhut und Verantwortung gehaltenen Tiere.

Ein Vogel ist für eine nicht verhaltensgestörte gesunde Katze IMMER Beute und NIE ein Familienmitglied, bestenfalls ein ungeliebter Wohngenosse. Der unterdrückte Jagdtrieb kann jederzeit ausbrechen und kein Mensch ist so schnell, dass er dann noch etwas ändern könnte. An unserer Kanarienaußenvoliere mussten auch wir schon erleben, dass bereits das Anspringen des Volierendrahts durch eine Katze bei den Insassen zu Herzinfarkten bzw. Schlaganfällen geführt hat.

Die gemeinsame Haltung  stellt daher aus unserer Sicht die fahrlässige Herbeiführung eines Zustands dar, der "Unfälle" geradezu provoziert und seinen Ursprung hat in falsch verstandener Tierliebe, Vermenschlichung eines Tiers und der mangelhaften Fähigkeit des Halters, sich für ein Hobby zu entscheiden.

 

15. Wir versenden die Vögel nicht!
Wir wissen durchaus, dass der gewerbliche Tierversand inzwischen zumindest bei gutem Wetter überwiegend erfolgreich arbeiten kann. Dennoch nutzen wir ihn nicht. Es ist uns wichtig, jeden Abnehmer unserer Vögel persönlich kennen zu lernen, das geht am Telefon nur sehr eingeschränkt. Außerdem sind uns Abnehmer suspekt, die die Vögel vor Erwerb nicht selbst in Natura sehen wollen. Wir betrachten es daher als Zeichen ernsthaften Interesses und Verantwortungsbewusstseins, die Vögel persönlich abzuholen.

 

16. Wir behalten uns vor, bestimmte Käufer abzulehnen!

Natürlich unterhalten wir uns mit den Käufern über die Vögel und geben Tipps zur Haltung. Wenn wir dabei aber den Eindruck gewinnen, dass der potentielle Käufer sich mit seinem neuen Hobby noch nicht ausreichend auseinandergesetzt hat, nehmen wir von einer Abgabe der Lebewesen an diesen Käufer Abstand. Dies kommt leider immer wieder vor. Wir betrachten es in diesem Zusammenhang als nicht zu viel verlangt, sich zumindest die Grundkenntnisse in einem einschlägigen Sachbuch anzulesen.

Beispielsweise Menschen, die gelbe Kanarienvögel nicht von gelben Wellensittichen unterscheiden können (und dann ja auch nicht wissen, welches Futter benötigt wird...), nach zahmen Handaufzuchten oder gar Nestlingen zur eigenen Handaufzucht fragen, die Tiere im Autoanhänger im Winter mehrere Tage bis zum Markt nach Istanbul zum dortigen Weiterverkauf  transportieren wollen, die Höhe der Schutzgebühr verhandeln oder fragen, ob die Vögel denn auch Wasser brauchen, disqualifizieren sich selbst als Käufer. Leider ist dies alles schon dagewesen.

 

Gnadenhof für Papageien und andere Vögel, Diefenthal | Email: diefenthal(at)vogelzucht-euskirchen.de